In diesem "MMMshop" gibt es Mias Mode nicht zu kaufen
Aber hier erfahrt Ihr, wie sie auf die Idee zu ihrer Modelinie kam und wie eine echte MMM-Tunika aussieht
Aber hier erfahrt Ihr, wie sie auf die Idee zu ihrer Modelinie kam und wie eine echte MMM-Tunika aussieht
Mias Modelabel MORE MORE MORE
»Nenn dein Label More, More, More.« Fritz riss beide Arme hoch und formte mit den Händen zwei Victory-Zeichen.
»More, More, More«, murmelte Mia vor sich hin. Sie ließ sich die Worte mehrmals auf der Zunge zergehen, bevor sie Fritz anlächelte und erklärte: »Klingt gar nicht mal so schlecht.« »Nicht schlecht?! Das ist genial!«, rief er enthusiastisch. »Jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der dir daraus ein cooles Logo entwirft. Dann kann deine Karriere voll durchstarten.« »Ein Logo wäre nicht schlecht«, überlegte Mia. »Dann könnte ich Etiketten machen lassen, die ich in meine Sachen einnähe. Ich frag mal Betty, ob sie einen Grafiker kennt, der nicht so teuer ist.« »Gute Idee«, lobte Fritz und ergänzte schmunzelnd: »Jetzt kommt da endlich mal eine gewisse Grundordnung rein!« |
Betty wusste tatsächlich jemanden, der sich mit Logos auskannte. Ihre Freundin Jazz war zwar eigentlich Fotografin, doch die kreative Südkoreanerin arbeitete in der Modebranche und konnte toll zeichnen. Außerdem hatte sie schon für die Geschäfte von anderen Freundinnen Logos entworfen.
Mia besuchte sie ein paar Tage später, zeigte ihr einige ihrer Klamotten und erläuterte die Idee dahinter. Kurz darauf mailte Jazz ihr erste Entwürfe, und Mia entschied sich für drei ineinander übergehende M in knalligen Regenbogenfarben auf coolem grauem Grund. |
Die Idee hinter MORE MORE MORE
Es wurde Zeit, dass ihre alten Ecken und Kanten wieder zum Vorschein kamen, die echte Mia sich endlich traute, zu ihren Macken, ihrem nicht immer ganz einfachen Charakter und ihrem Körper zu stehen.
Schließlich bin ich doch noch ganz gut in Schuss, motivierte sie sich selbst und stopfte entschlossen ihre extravaganten Designerfummel zurück in die Kartons, um sie so bald wie möglich loszuwerden. Erleichtert über diese Entscheidung hatte Mia sich mit einem Glas Rotwein auf die Dachterrasse gesetzt und sich vom weiten Blick über Berlin inspirieren lassen, dieser vielfältigen Stadt zu ihren Füßen, in der so viele individuelle Menschen lebten, die ihren eigenen Stil hatten oder suchten und sich nicht in modische Schubladen pressen ließen. Sie betrachtete die wild zusammengewürfelten Alt- und Neubauten, teils mit verwinkelten Hinterhöfen, die dicht an dicht gereihten roten, grauen und schwarzen Hausdächer, die sich scheinbar endlos unter dem von Hell- zu Dunkelblau changierenden Himmel erstreckten. |
Die orangerote Sonne, die sich langsam Richtung Horizont neigte und alles in ein unwirkliches rötliches Licht tauchte. Dazwischen die flirrenden Grüntöne der zahlreichen Bäume, die in fast jeder Straße wuchsen und deren Blätter sich im Wind bewegten, die bunten Autos, die sich in langen Schlangen zwischen den Häuserschluchten durchschlängelten – all das erschien auf den ersten Blick wie ein chaotischer Flickenteppich aus Farben und Formen.
Doch wenn man aufmerksam hinschaute, ergaben sich daraus Muster, ungleichmäßig, aber gerade dadurch interessant. So war Mia auf die Idee gekommen, ihre bunten Kreationen zusammenzusetzen. Es machte Spaß, unterschiedliche Stückchen verschiedener Stoffe, Materialien und Farben zu etwas Neuem zu kombinieren. Auffällig und einmalig sollte ihre Kleidung sein. Die zukünftigen Trägerinnen ihrer Mode würden Frauen sein, wie die, die sie inzwischen kennengelernt hatte: Sie sollten selbstbewusst damit auftreten, sich nicht verstecken, sondern stolz auf sich und ihre unterschiedlichen Körper sein. Jede ganz individuell. |
Mia schneidert ihre eigene Mode
Mia sah sich in ihrem Arbeitszimmer um. An der einen Wand standen drei hohe Kleiderständer, an denen die fertigen Blusen, Kleider, Hosen und Tuniken dicht an dicht hingen. Daneben stapelten sich die neuen Stoffballen, die sie gekauft hatte, als ihre Vorräte fast aufgebraucht gewesen waren. Und zu ihren Füßen, auf dem hellen Parkett rings um die Nähmaschine, die vor dem hohen Fenster zum Hinterhof stand, türmten sich Häuflein zurechtgeschnittener bunter Stoffe, die darauf warteten, zu neuen Kleidungsstücken zusammengenäht zu werden. Sie nickte und ergänzte: »Ich habe noch jede Menge Sachen hier.«
»Super!«, freute sich Emma. »Kann ich die sehen? Ich brauche dringend etwas, das fancy ist, für meinen Videodreh übermorgen!« »Übermorgen schon?«, vergewisserte sich Mia. »Aber wie …? Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, so schnell ins Savoir Vivre zu kommen.« »Kein Problem. Ich komme zu dir. Lilly sagt, du wohnst auch in Kreuzberg?« »Ja, im Bergmannkiez.« »Okay, wann kann ich kommen?« Die ist aber hartnäckig, dachte Mia. Doch ihre tiefe Stimme hörte sich sympathisch an, und die Sache mit dem Videodreh klang interessant. Also überlegte sie nicht lange und antwortete: »Von mir aus kannst du gleich kommen, wenn’s so eilig ist.« »Oh, super«, freute sich Emma. »Wo wohnst du?« »Lilly hat meine Adresse. Gib sie mir mal kurz.« »Okay! See you!« |
Dann raschelte es wieder, und Lilly war dran. »Na, klingt doch spannend, oder?«, meinte sie fröhlich.
»Ja, ziemlich«, stimmte Mia zu, fragte dann aber skeptisch: »Meinst du, das ist seriös? Kennst du diese Emma?« »Sie ist heute zum ersten Mal in meinem Laden. Der Boss von ihrer Plattenfirma hat sie hergeschickt, weil er denkt, dass deine Sachen ihr gefallen würden. Die zahlen auch alles, hat sie gesagt. Also mach’s nicht zu billig, wenn du extra was schneidern musst! Da steckt Kohle hinter«, fügte sie flüsternd hinzu. »Okay«, antwortete Mia, die bei dem Wort Plattenfirma erstaunt aufgehorcht hatte. »Weißt du, wer der Typ ist, der sie hergeschickt hat?«, fragte Lilly lachend und sagte, ohne eine Antwort abzuwarten: »Tanias Bruder! Dieser Tom! Ist das nicht witzig?« »Was?«, rief Mia entgeistert. »Ist der auch da?« Ihr Herz schlug plötzlich bis zum Hals. »Nein, nur Emma. Ich schick sie dann gleich mal rüber zu dir. Okay?« »Ja, äh, klar! Gib ihr die Adresse. Ich räume inzwischen etwas auf. Wenn sie das Chaos sieht, in dem ich hier vor mich hin wurschtele, fällt sie sonst rückwärts wieder raus.« »Ach was! Emma wirkt echt entzückend und easy. Ihr werdet euch mögen.« |
Und so entsteht eine MMM-Tunika:
Die echte Schneiderin, die diese Tunika à la "MORE MORE MORE" genäht hat, heißt Bettina Eisenblätter! Danke!